Der Preis der Party: Warum große Musikkonzerte ein kleines Vermögen kosten

Früher konnte man seine Lieblingsband für den Preis einer Pizza und eines Bieres sehen. Heute erfordern selbst die hintersten Plätze in einem Stadion einen kleinen Kredit, den Verzicht auf Würde und möglicherweise einen Teil der Seele. Von Berlin bis Barcelona, von Paris bis Prag spüren die Europäer die Krise. Die große Frage, die alle beschäftigt – gleich nach „Gibt es noch Tickets?“ – lautet: „Warum ist das alles so teuer?“ Ob Taylor Swift in Hamburg, Coldplay in München oder Rammstein, die in Düsseldorf buchstäblich alles in Brand setzen – große Konzerte sind unverschämt teuer geworden.
Man könnte meinen, man kaufe eine kleine Yacht statt einer Stehplatzkarte mit eingeschränkter Blasenentleerung und einer Sicht, die von dem einen großen Mann versperrt wird, der immer auftaucht, egal wo die Veranstaltung stattfindet.
Von Tech zu Trucks: Die hohen Kosten des Hypes
Schauen wir uns das einmal genauer an. Eine große Show auf die Beine zu stellen ist wie eine sehr laute Weltraummission. Allein die Logistik würde einen deutschen Ingenieur zum Weinen bringen. Es gibt kilometerlange LED-Bildschirme, fliegende Plattformen, Pyrotechnik, Konfettikanonen, Background-Tänzer, Kostümwechsel und genug Soundausrüstung, um die tektonischen Platten unter Bayern zum Beben zu bringen. All das muss quer durch Europa transportiert werden, von Stadt zu Stadt, meist in Konvois, die aussehen, als wären sie aus einem Transformers-Film entkommen.
Dann ist da noch die Crew. Hunderte von Menschen arbeiten hinter den Kulissen – von Tontechnikern über Lichttechniker und Bühnenarbeiter bis hin zu Caterern und den heldenhaften Personen, die für die Kontrolle der Menschenmassen sorgen. Viele dieser Leute sind Freiberufler, die während der Pandemie stark gelitten haben und jetzt fairere Preise verlangen. Gut für sie. Nicht so gut für Ihr Bankkonto.
Außerdem verdienen Künstler heute den größten Teil ihres Geldes mit Tourneen und nicht mehr mit Albumverkäufen.
Vielen Dank, Spotify. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich von Plattenverkäufen einen Bentley leisten konnte. Jetzt sind es die T-Shirts, die man am Merchandise-Stand kauft, und die 120-Euro-Tickets, die ihren glamourösen Lebensstil finanzieren.
Die Erlebniswirtschaft: Es ist nicht mehr nur ein Gig
Vorbei sind die Zeiten, in denen man nur auf einem mit Bier getränkten Feld herumstand und darauf wartete, dass die Band auftrat. Heutzutage ist ein großes Konzert wie ein kleiner Themenpark. Es gibt immersive Kunstinstallationen, Augmented-Reality-Filter, maßgeschneiderte Cocktailbars, „Instagram-taugliche“ Fotomotive und sogar Duftmaschinen, die Markenaromen verströmen. Ja, der blumige Duft im VIP-Zelt ist absichtlich.
Einige Veranstaltungsorte bieten Gourmet-Foodtrucks, Silent Discos, Nachhaltigkeitsstationen und Glitzerstationen, an denen Ihnen jemand für 20 Euro das Gesicht bemalt und dabei so tut, als würde er Ihr Alter nicht schätzen. Möchten Sie eine Führung durch den Backstage-Bereich? Das kostet extra. Hätten Sie gerne ein Erinnerungs-Lanyard mit einem laminierten Pass, der nirgendwohin führt? Auch das kostet extra. War es „damals“ noch so, dass man oft nur 5 Euro einzahlen musste, um gut unterhalten zu werden, hat sich vieles heute total geändert.
Dynamische Preisgestaltung oder dynamische Abzocke?
Sprechen wir über Ticketverkauf. Früher kaufte man eine Eintrittskarte an der Kasse, und sie hatte einen Preis. Das war’s. Und heute? Willkommen in der Hölle der dynamischen Preisgestaltung. Diese reizvolle Erfindung sorgt dafür, dass die Ticketpreise je nach Nachfrage schwanken – wie bei Flügen, nur mit weniger Beinfreiheit und mehr Glitzer.
Dieses System, das durch Plattformen wie Ticketmaster populär geworden ist, bedeutet, dass ein 90-Euro-Sitzplatz, wenn man im falschen Moment blinzelt, auf 350 Euro springt, bevor man „Seite aktualisieren” sagen kann. Rechnet man noch Vorverkauf, VIP-Erlebnisse und exklusive Angebote für Karteninhaber hinzu, braucht man eine Excel-Tabelle, um den Bestellvorgang zu überstehen.
Nicht zu vergessen ist der zwielichtige Wiederverkaufsmarkt, auf dem Bots Tickets schneller wegschnappen, als man „Brandenburg“ buchstabieren kann, und sie dann zu unverschämten Preisen weiterverkaufen. Das Einzige, was noch überhöter ist als diese Preise, ist das Ego der Ticket-Schwarzhändler.
Der Kult um FOMO
Es gibt auch das sehr moderne Phänomen FOMO – Fear of Missing Out (Angst, etwas zu verpassen). Konzerte sind zu „Events“ geworden, nicht mehr nur zu musikalischen Erlebnissen. Wenn Sie nicht bei der Beyoncé-Show in Frankfurt waren, haben Sie dann 2025 überhaupt existiert? Sie müssen das Outfit, die Setlist und das verschwommene Video von dem einen Moment posten, in dem sie in Ihre Richtung gewunken hat. Soziale Medien haben Live-Musik zu einem Spiel um Einfluss gemacht. Und seien wir ehrlich: Die Künstler wissen das. Tourneen sind mittlerweile vollwertige Theaterproduktionen. Jede Show muss die letzte übertreffen.
Es reicht nicht mehr, nur zu singen. Man muss einen dreistündigen Reizüberflutungs-Show mit Kostümwechseln, Lasern, Drohnen und emotionalen Erzählbögen liefern. Die Kosten für diesen Überfluss? Die werden an Sie, den begeisterten Fan, weitergegeben.
Schlussbemerkungen und leere Geldbörsen
Letztendlich ist es eine perfekte Mischung: teure Technik, die Wirtschaft nach COVID, gierige Ticketverkaufssysteme und unser eigener unstillbarer Hunger nach Erlebnissen. Große Konzerte sind teuer, weil wir erwarten, dass sie massive, immersive Spektakel sind, die den Preis rechtfertigen – auch wenn sie das kaum tun.
Natürlich könnten Sie zu Hause bleiben, ein Online-Casino starten und sich von den blinkenden Lichtern hypnotisieren lassen, während Sie sich Bootleg-Konzertmitschnitte anhören. Aber seien wir ehrlich – das ist nicht dasselbe, wie in der hinteren Reihe einer verschwitzten deutschen Arena die Stimme und den Verstand zu verlieren, während Ihr Bankkonto still vor sich hin weint.